Schnelles Internet für Kamen und Bergkamen
Über 1300 Häuser in Bergkamen, Kamen und Bönen haben keinen Zugang zum schnellen Internet. Die drei Kommunen wollen das ändern. Aber das dauert noch.
Die Bewohner von mehr als 600 Haushalten in Bergkamen, Kamen und Bönen warten darauf, dass sie an das schnelle Internet angeschlossen werden. Und sie müssen sich noch mindestens bis übernächstes Jahr gedulden. Immerhin soll in diesem Jahr der Bau eines Glasfasernetzes für die drei Nachbarkommunen beginnen.
Sie haben sich dafür eigens zum Eigenbetrieb Breitband Bergkamen (dort liegt die Federführung) zusammengeschlossen. Ziel ist es, jene Gebiete mit einem ordentlichen Netz zu versorgen, die kommerzielle Anbieter ignorieren, weil sich dort kein Profit erwirtschaften lässt.
Der Baubeginn für das BBB-Netz ist für das letzte Viertel des laufenden Jahres geplant. Das erfuhren Mandatsträger aus den drei beteiligten Kommunen bei einer Informationsveranstaltung in der Kamener Stadthalle von Stefan Kleine. Er arbeitet für die Münsteraner Projektmanagement GmbH, die der BBB mit der Projektsteuerung betraut hat.
Da die Netzplanung inzwischen abgeschlossen ist, will Kleine bereits in Kürze den ersten Schritt gehen: Im zweiten Quartal des laufenden Jahres soll die EU-weite Ausschreibung für den Netzbau veröffentlicht werden. Und wenn dann die Angebote vorliegen, weiß Kleine, was das Glasfasernetz für Bergkamen, Kamen und Bönen kosten wird. Wobei die drei Kommunen das weder bezahlen können noch müssen. Dafür bekommen sie Geld vom Bund.
Den Förderbescheid bekam noch Bürgermeister Roland Schäfer
Den entsprechenden Förderbescheid hatte der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) 2017 an den damaligen Bergkamener Bürgermeister Roland Schäfer (SPD) überreicht. Beide sind längst nicht mehr im Amt. Aber die Baukosten sind seitdem massiv gestiegen. Deshalb, so erläuterte Kleine, müsse der BBB nach der Ausschreibung einen zweiten Förderantrag stellen.
Gleichwohl bestehe nicht die Gefahr, dass die drei Rathäuser auf möglichen Mehrkosten sitzen bleiben, beruhigten sowohl Kleine als auch der BBB-Chef, der Bergkamener Beigeordnete Marc-Alexander Ulrich, sowie Kamens Bürgermeisterin Elke Kappen. Im Gegenteil, betonte Letztere: Es sei eine 100-prozentige Förderung zugesagt. Gerade deshalb sei ein zweiter Förderbescheid notwendig, der die zu erwartende Kostensteigerung auffange, erläuterte Kleine.
Dieser „Förderbescheid in endgültiger Höhe“ ist allerdings auch eine der Unbekannten im Glasfaser-Zeitplan. Er wisse letztlich nicht, wie lange die Bezirksregierung Arnsberg brauche, um die Zusage zu geben, sagte Kleine. Dabei hat der Netzausbau ohnehin schon Verspätung. So musste der BBB die Ausschreibung für die Planung wiederholen, da ein unterlegener Bieter erfolgreich klagte.
Die Trasse wird 150 Kilometer lang
Als der Auftrag dann tatsächlich vergeben war, hatten die Planer gut zu tun, wie Norbert Hartmann von der Broadband Academy aus Kassel berichtete. Sie musste Trassen mit einer Gesamtlänge von rund 150 Kilometer entwerfen, die 61 Gewässer, 46 Straßen, drei Bahnstrecken und eine Brücke queren. An das Netz können 1.336 Häuser angeschlossen werden: Sie gelten als unterversorgt und daher als förderfähig.
Der BBB habe zu allen Eigentümern Kontakt aufgenommen, inzwischen lägen mehr als 600 unterzeichnete Nutzungsverträge vor, sagte Ulrich. Es würden noch mehr dazu kommen, wenn die Bauarbeiten erst begonnen hätte. Der BBB allerdings wird das Netz nicht selbst betreiben, sondern es an das kommunale Telekommunikationsunternehmen Heli-Net verpachten. Da es sich jedoch um ein offenes Netz handelt, können sich die Endkunden auch für einen anderen Internet-Anbieter entscheiden.